Impulse für Bestatter

„Trauercafés“ – sinnvoll für Bestatter?

Viele Bestatter spielen immer mal wieder mit dem Gedanken, ein Trauercafé einzurichten. Es spricht ja einiges dafür:

  • Mittlerweile sind bei vielen Bestattern eigene Abschiedsräume vorhanden. Diese Räume könnten ohne große Mehrkosten zusätzlich genutzt werden.
  • Der Bestatter könnte so „Gutes tun“ und Trauernden einen Raum für jene Gespräche geben, die in der Gesellschaft normalerweise verweigert werden. Viele Bestatter werden von dem Gedanken umgetrieben, ihren Hinterbliebenen weitere Unterstützung anzubieten.
  • Es klingt nach einem schnell umsetzbaren Projekt: Es geht doch eigentlich nur um einen Kaffeeklatsch. Trauernde treffen sich für ein paar Stunden zum Miteinander bei Kaffee und Kuchen.

Trauercafés werden unterschätzt

Doch: Wer von diesen Vorstellungen ausgeht, der unterschätzt den Aufwand – und zwar gewaltig. Ein Trauercafé ist nicht nur ein Kaffeeklatsch oder eine Teestunde für Trauernde, sondern eine begleitete Geselligkeit.
Und dann stellt sich die Frage, wie Bestatter all die zusätzliche Arbeit einschätzen und schaffen kann, die ja auch finanziert werden muss.

Ein Trauercafé ausrichten ist eine Herausforderung.

Trauernde befinden sich meist in einer Ausnahmesituation. Die wirkt sich nicht ständig aus, doch sie kann sich immer wieder auswirken. Ausnahmesituationen erzeugen besondere Bedürfnisse in uns, die auch befriedigt werden wollen. Das kann zu Problemen führen. Und diese Probleme unterscheiden sich von den typischen Arbeitsszenarien der Bestatter. Trotz aller Kenntnisse und Qualifikation wird ein Bestatter, der sich an solch ein Projekt wagt, im konkreten Fall höchstwahrscheinlich „blank“ da stehen.

Qualifikation bereitet auf die besondere Situation vor

Eine Qualifikation hilft, sich auf die Heraus-forderung vorzubereiten. Bild von rawpixel.com auf www.freepik.com

Doch: Meist ist bekannt, welche Probleme in einem Trauercafé auftreten können und sie sind klassifiziert. Der Umgang lässt sich lernen und die persönliche Vorbereitung macht Sinn. Dank dieser Vorbereitung können die Aktiven typische Situationen und Probleme frühzeitig erkennen und dann auch erfolgreich lösen.
Daneben aber stehen die Ausrichter von Trauercafés auch vor gruppendynamischen Herausforderungen. Die Bedürfnisse der Besucher ändern sich, wenn diese erst einmal häufiger gekommen sind. Auch damit muss ein Veranstalter umgehen können. Und wie strukturiert man das Gespräch oder die Gespräche über die Dauer eines Jahres hinweg?

Wie und wo kann ich mich vorbereiten

Damit wird deutlich: ein Trauercafé anzubieten, will gut überlegt sein. Es braucht Ressourcen und die wollen gut geplant und berechnet sein. Doch was alles muss ich überlegen? Was bedeutet es, ein Trauercafé einzurichten? Und wie komme ich zu diesen Infos?
Wer Zeit hat, kann sich am besten direkt vor Ort bei aktiven Trauercafés schlau machen. Doch die Meisten werden wohl eher den etwas leichteren Weg gehen und sich zunächst über vorhandene Literatur informieren.

Zwei Bücher zur Einführung und Unterstützung

Wer recherchiert, findet zwei Bücher, die in das Thema einführen:

  • Monika Müller-Herrmann: Aufbau und Leitung eines Trauercafés
  • Mechthild Schroeter-Rupieper: Praxisbuch Trauercafé

Beide Bücher unterscheiden sich maßgeblich von einander. Und welches Buch ist für wen geeignet? Hier schon einmal einige kurze Hinweise.

Kurz vorab charakterisiert

Zwei Bücher zum Thema. Bild: C.G.

Das Praxisbuch Trauercafé ist gut geschrieben, liest sich leicht und ist sehr praxisorientiert. Es allerdings auch sehr elliptisch. Für all jene, die noch keine Erfahrung mit der Ausrichtung von Trauercafés haben, ist es meines Erachtens weniger geeignet. Es bietet vor allem Personen mit Erfahrungshintergrund gute Anregungen und es ist sicherlich auch sinnvoll als erste Orientierung.

„Aufbau und Leitung eines Trauercafés“ dagegen ist weniger ein Leitfaden, sondern vor allem ein Projektbericht, wie der etwas versteckte Untertitel deutlich macht. Das Buch ist sperrig, eher von wissenschaftlich gehaltener Sprache geprägt, manchmal ein wenig pedantisch. Doch es ist auch ein Gabentisch voll mit vielen kleinen Tipps, Erfahrungsberichten, Reflektionen und praktischen Problemlösungen, die den Aufbau eines Trauercafés wirklich vorbereiten helfen. Wer noch keine Erfahrung hat, der ist bei diesem Buch zunächst sicher besser aufgehoben. Er muss aber graben und schürfen.

Mein Fazit aber auch: Beide Bücher ersetzen sich nicht. Sie ergänzen sich. Mehr dazu in den beiden Rezensionen.

Zum Buchtipp: Mechthild Schroeter-Rupieper: Praxisbuch Trauercafé

Zum Buchtipp: Monika Müller-Herrmann: Aufbau und Leitung eines Trauercafés.

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